Autor: Hélène Lacher
Also auf jeden Fall habe ich in den 9 Monaten in der Schweiz schon einiges gelernt, also nicht nur Grüezi, sondern sitz und warten usw. Ich muss aber gestehen, dass mein Frauchen öfters kopfschüttelnd sagt „Carmela hat mal wieder Tomaten in den Ohren“. Naja, also ich höre schon, aber nicht immer so ganz zur rechten Zeit. Es ist eben so, ich habe ja zwei ziemlich grosse Ohren und dadurch strömen da auch immer gleichzeitig so viele Dinge rein. Wie soll ich es denn da auf die Reihe kriegen, auf Rufe hin zurückzukommen. Naja – ich übe noch. Wir gehen ja auch in die Hundeschule.
Früher war alles anders. Man hatte mich ausgesetzt, ich weiss nicht warum. Ich hatte doch gar nichts getan. Zum Glück hat mich jemand mitgenommen und in die Perrera gebracht. Es waren derart viele Hunde dort, dass ich mich lieber versteckte. Im November 2018 durfte ich meine Reise in die Schweiz antreten. Ich wusste aber nicht, was das heisst und wo ich dann hinkommen würde.
Mein Frauchen sagt, sie habe sich im Stiftungs-Video in mich verliebt und so hat mich meine Familie nach wenigen Tagen auf der Pflegestelle Schweiz abgeholt und adoptiert. Ich war schon sehr verwirrt, schon wieder umziehen, dachte ich. Hier war eine fremde Welt für mich und am schlimmsten, es war fürchterlich kalt. Ich war so eine kleine samtweiche Maus, hatte kein dichtes Fell und war auch etwas dünn.
Draussen regnete es 3 Wochen lang in Strömen, ich hasse Regen! Ich habe dann einfach immer gleich ABS in die Füsse geschaltet und mich geweigert, unter dem Hausdach hervorzutreten. Das war eine schwierige Zeit. Ich weiss schon, versäubern muss man draussen. Also gingen Frauchen und ich in einen Hundeshop und ich durfte mir eine Regenjacke aussuchen. Wir haben dann geübt. Jeden Tag ein wenig länger und weiter. Seither gehe ich auch im Regen spazieren, wenn auch mit beschränkter Begeisterung.
Aber wenn die Sonne scheint, dann mutiere ich zu Bestleistungen. Im Hundeclub habe ich den Spitznamen „Rennmaus“ bekommen. Wenn ich dort von der Leine darf, dann renne ich meine Runden, so als wäre ich auf einer Rennbahn. Naja gut, ich bin ein Kurzstrecken Sprinter, aber dafür schnell wie der Wind. Nach einigen Runden bin ich dann ausgepowert, dann schlüpfe ich im Clubhaus durch die Türe und schwups liege ich auf dem gemütlichen Club-Sofa. Wozu soll ich denn draussen Befehle üben, wenn es drinnen so gemütlich ist? Aber es geht jede Woche etwas besser, mittlerweile kenne ich ja auch alle Hunde dort und mache sogar mehr und mehr an den Übungen mit. Frauchen sagt: Geduld bringt Rosen.
Mein Zuhause ist wunderbar, ich habe verschiedene Körbchen und auf der Terrasse hat es bequeme Sessel. Dort lege ich mich in die Sonne und lausche den Flugzeugen, den Vögeln und allen sonstigen Geräuschen. Und ich liebe Autofahren. Ehrlich jetzt, da kuschle ich mich in mein Körbchen und die weichen Kissen und schlafe einfach gemütlich ein.
Ich muss noch erzählen, dass ich ganz furchtbare Angst vor Gewittern habe. Oder auch schon nur ein Donnern am Himmel. Meine Antennen zeigen schon im Voraus an, wenn ein Gewitter naht. Dann ziehe ich mich am liebsten in meine „Holzkiste“ zurück. Sie steht ganz hinten im Haus, dort wo es am ruhigsten ist. Frauchen hat ein Schaffell reingelegt. Und ich krieche ganz weit hinein, so bin ich schön geschützt von allen Seiten. Dort schlafe ich auch gerne in der Nacht.
Frauchen sagt, ich bin eine verzauberte Prinzessin. Sowas von liebenswert, mit allen Hunden und allen Menschen. Sanft in meinem Charakter und ich lerne täglich mehr, meinen Menschen zu vertrauen. Also ich stehe wirklich als Paradebeispiel für alle Podencos, dass wir uns bestens eignen, um vermittelt zu werden. Ich hoffe, dass noch viele meiner Hundefreunde ein „Körbchen für immer“ finden. Wir alle haben es so sehr verdient, sagt mein Frauchen. Ich bin unendlich glücklich, hier ein Zuhause gefunden zu haben. Also nun muss ich aufhören, wir grillieren noch. Da fällt bestimmt ein Stückchen für mich ab 😊Bis bald, eure Carmela
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